Definition
„Durch das Erkunden z.B. außerschulischer bzw. nicht künstlich gestalteter Lernorte wird versucht, die Wirklichkeit, so wie sie in einer Praxis oder Lebenswelt als tatsächlich erscheint, direkt und möglichst mit allen Sinnen zu erfahren.“
(Reich, K. (Hg.): Methodenpool. In: url: https://www.uni-koeln.de/hf/konstrukt/didaktik/erkundung/frameset_erkundung.html )
Kurzbeschreibung
Die Erkundung findet außerhalb der Schule statt. Die Schüler*innen sammeln an einem außerschulischen Ort Informationen zu einem bestimmten Thema. Unter anderem können sie dabei Beobachtungen machen und dokumentieren, Interviews führen oder gezieltes Material suchen. Sinn hinter dieser Methode ist die praxisnahe Umgebung und die schüler*innenorientierte Aufgabenstellung. Wissen wird in einer (alltäglichen), realen Situation angewendet.
Ziele der Methode
- Die Lernenden aus dem gewohnten Lernumfeld herausholen
- Lernen, aufeinander Rücksicht zu nehmen und Verantwortung zu übernehmen
- Förderung von Neugier, alltäglicher Kreativität und Selbstorganisation
- Verbesserung sozialer Kompetenzen
- Praxisnahe Erlebnisse und Entdeckungen
Ablauf
Vorbereitung:
Als Vorbereitung werden das Thema, genaue Aufgabenstellungen und die Planung der Durchführung von der Lehrkraft vorgegeben. Die Erkundung wird entweder gemeinsam oder nur von der Lehrkraft geplant. Der Ablauf der Methode wird ebenfalls besprochen.
Durchführung:
Im Anschluss findet eine Realisierung der Vorbereitung/Planung statt. Die Schüler*innen führen die Erkundung vor Ort durch. Die Dokumentation der Ergebnisse erfolgt während der Erkundung. Die Lehrkraft steht als Unterstützung zur Verfügung und klärt Fragen oder Unklarheiten.
Abschluss:
Die Schüler*innen präsentieren die Ergebnisse im Plenum. Ergebnisse können zum Beispiel auf Plakaten oder digital visualisiert werden. Diese Vorstellung kann am Erkundungsort oder im Klassenzimmer durchgeführt werden. Optional kann eine Reflexion durch Feedbackbögen durchgeführt werden. Die Lehrkraft gibt ebenfalls Feedback und nimmt wichtige Probleme bei der Durchführung der Methode auf.
Der Unterschied zwischen der Erkundung und einer Exkursion ist die Aktivität der Schüler*innen. Bei der Erkundung informieren sie sich aktiv, bearbeiten Aufgaben oder sammeln aktiv Daten. Bei der Exkursion muss dies nicht der Fall sein.
Ablaufstrahl
Materialien
- Arbeitsblätter
- Checklisten oder Digitale Tools
- Stifte
- Erlaubnisschreiben für Eltern
- evtl. Feedbackbogen
Dauer
Vorbereitungszeit: Je nach Erkundungsthema und Erkundungsort ca. 1-2 Stunden
Durchführungszeit: Je nach Erkundungsthema und Erkundungsort ca. 1-8 Stunden
Abschlusszeit/Nachbereitung: Je nach Erkundungsthema ca. 30-90 Minuten
Einsatzmöglichkeiten
Alter: universell einsetzbar
Fächer: universell einsetzbar
Gruppengröße: für alle Gruppengrößen geeignet
Vorteile
- Eigeninitiative und Selbstständigkeit wird gefördert
- Praxisnahe, alltägliche Umgebung im Lernprozess
- Abwechslungsreiche Lernform
- Förderung der Hör-/ Schreib-/ und Beobachtungskompetenz
Nachteile/Herausforderungen
- Zeitintensiver organisatorischer Aufwand (Transport, Genehmigungen, Zeitplanung)
- Gefahr des Kontrollverlusts bei außerschulischer Umgebung höher
- Schwierigere Kontrolle der Arbeitsergebnisse
- Mögliche Überforderung bei der Bearbeitung der Aufgaben (wegen unklarer Struktur)
- Mögliche Abhängigkeit von externen Faktoren (Wetter, Transport)
Wichtige Fragen für die Methode
- Sind alle organisatorischen Dinge geklärt?
- Ist den Schüler*innen klar, was zu tun ist?
- Wurden allgemeine Regeln (im Umgang miteinander) und ein Verhaltenskodex besprochen?
- Ist genug Zeit vorhanden, um die Methode durchzuführen?
- Ist die Sicherheit der Schüler*innen gewährleistet?
Unterstützungsmöglichkeiten
- Klare Verdeutlichung, warum was erkundet werden soll
- Klare Aufgaben und Fragestellungen vorab definieren
- Relevantes Hintergrundwissen vorab bereitstellen und erarbeiten
- Durchführung der Erkundung in Kleingruppen fördert den Austausch und das kooperative Lernen
Verhaltensregeln aufstellen
- Differenzierte Aufgabenstellung hilfreich
- Geeignete Methoden zur Beantwortung der Aufgaben vermitteln
(mithilfe von ChatGPT)
Praxisbeispiel
Geografie in der 10.Klasse an einer Realschule
Thema: Das Thema Urbane Räume und ihre Funktionen wird behandelt.
Vorbereitung:
Die Lehrkraft verweist nochmal auf das bereits vorher besprochene Thema: Urbane Räume und erklärt den Unterschied zwischen Erkundung und Exkursion: Die Erkundung wird aktiv mit vorgegebenen, zu erfüllenden, Aufgaben von den Schüler*innen durchgeführt. Ein Stadtzentrum wird erkundet. Darüber wurden die Eltern bereits im Vorfeld kontaktiert. Die Schüler*innen werden in Kleingruppen aufgeteilt und erhalten einen Arbeitsauftrag auf einem erstellten Arbeitsblatt mit unter anderem folgenden Fragen:
- Welche Funktionen (z. B. Wohnraum, Handel, Verkehr, Freizeit) sind im Stadtzentrum erkennbar?
- Wie beeinflussen diese Funktionen das Leben der Menschen vor Ort?
Jede Kleingruppe erhält ein spezifisches Beobachtungsthema und setzt sich intensiver damit auseinander.
Organisatorische Aspekte, wie den Treffpunkt, die Dauer und das Verhalten vor Ort, werden geklärt.
Durchführung:
Die Schüler*innen erkunden und besuchen das Stadtzentrum in den Kleingruppen und erledigen ihre speziellen Aufgaben (Beispiel: Verkehrsanbindung: Wie funktioniert der öffentliche Nahverkehr? Wo gibt es Probleme (z. B. Stau, Parkplatzmangel)?): Daten werden gesammelt, Meinungen werden eingeholt, Bilder werden gemacht, Skizzen werden gezeichnet und wichtige Eindrücke werden notiert. Die Lehrkraft steht vor Ort als Unterstützung zur Verfügung, um Fragen und Unklarheiten zu beantworten.
Abschluss:
Die Klasse trifft sich vor Ort (oder wieder im Klassenzimmer), um ihre Ergebnisse zu präsentieren. Jede Gruppe stellt dabei die gesammelten Daten und wichtige Aspekte vor.
Anschließend erfolgt eine Reflexion über die Erkundung. (positive Aspekte, Schwierigkeiten, Verbesserungsvorschläge…)
(mithilfe von ChatGPT)
Podcast by NotebookLM®
Diesmal geht's abenteuerlich im Unterricht zu: in diesem Podcast geht es um alles Wichtige rund um die Methode Erkundung:
Quellen