Definition
„Mit dem Begriff Zukunftswerkstatt wird weniger ein bestimmter Raum, sondern ein ganzheitliches Konzept zum Ausdenken und Durchsetzen von Innovationen durch die Betroffenen bezeichnet.“
(Meyer & Junghans, 2021, S.363)
Kurzbeschreibung
„Die Zukunftswerkstatt ist eine Methode, bei der Schülerinnen und Schüler ihre Vision von einer wünschenswerten Zukunft entwickeln. Ausgangspunkt ist immer eine konkrete Problemstellung.“ (Mattes, 2011, S.176)
Sie wird meist ein oder mehrere Tage durchgeführt und besteht aus mehreren Phasen. Eine kritische Phase, in der Probleme analysiert werden, eine kreative Phase, in der Visionen entwickelt werden, und eine Realisierungsphase, in der konkrete Umsetzungspläne entstehen. Die Methode ist deshalb für praktische Projekte geeignet, in denen Ideen oder Veränderungen konzipiert werden.
Ziele der Methode
- Das Gemeinschaftsgefühl und die Teamfähigkeit werden gestärkt
- Kreativität und Problemlösekompetenz werden gefördert
- Schüler*innen lernen, eine Thematik/ein Problem strukturiert anzugehen
Ablauf
Vorbereitung:
Verhaltensregeln und der Ablauf der Methode werden der Klasse von Seiten der Lehrkraft deutlich kommuniziert. Sie legt anschließend ein Thema oder eine Fragestellung fest. Materialien wie Karten, Stifte und Plakate werden bereitgestellt. Es werden im Anschluss Arbeitsgruppen gebildet, die drei Phasen durchlaufen.
Durchführung:
Kritikphase: In dieser Phase werden das Problem und die Herausforderungen analysiert. Die Schüler*innen widmen sich der Ideensammlung zum Thema. Schwierigkeiten und Hindernisse werden klar benannt.
Fantasiephase:Hier werden kreative und auch utopische Ideen entwickelt. Die Schüler*innen stellen sich vor, dass es keine Schwierigkeiten oder Hindernisse gibt, und setzen sich mit der Idealvorstellung der Zukunft auseinander.
Realisierungsphase: Das Ziel dieser Phase ist die realistische Umsetzung der Ideen. Die Schüler*innen erarbeiten Pläne aus den bisherigen Ideen und versuchen, diese nun umzusetzen.
(vgl. Mattes, 2011, S.177f)
Abschluss:
Die Gruppen präsentieren die Ergebnisse und Pläne. In einer Feedback-Runde werden Vorschläge diskutiert. Die Lehrkraft kann die Diskussion leiten und sorgt für die ausführliche Dokumentierung der Ergebnisse.
(vgl. Mattes, 2011, S.177f)
Ablaufstrahl
Materialien
- Moderationskarten
- Plakate
- Stifte
- Digitale Tools
Dauer
Vorbereitungszeit: Je nach Altersstufe, Gruppengröße und Thema ca. 30–60 Minuten
Durchführung: Je nach Altersstufe, Gruppengröße und Thema ca. 3–6 Stunden (die Methode kann mehrere Tage dauern)
Abschluss/Nachbereitung: Je nach Altersstufe, Gruppengröße und Thema ca. 30–60 Minuten
Einsatzmöglichkeiten
Alter: ab der Sekundarstufe 1 besonders für ältere Schüler*innen geeignet
Fächer: universell einsetzbar, besonders ein fachübergreifendes Thema.
Gruppengröße: 15–20 Teilnehmer*innen; Gruppengröße von 25 sollte aber nicht überschritten werden.
(vgl. Gurgel, 2011, S.200f)
Vorteile
-
Kommunikationsfähigkeit wird gefördert
-
Konkrete Ideen werden als Ergebnis umgesetzt
-
Kreativität und lösungsorientiertes Denken werden gefördert
-
Gemeinschaftsgefühl und Teamfähigkeit werden gestärkt
Nachteile/Herausforderungen
- Schwierigkeiten in der Fantasie, realistische Ideen zu entwickeln
- Erfordert eine klare Moderation und Strukturierung der Methode, um produktive Ergebnisse zu sichern
-
Bei komplexen Themen besonders zeitintensiv
- Dominierende Personen könnten innerhalb der Gruppe die Arbeit zu stark beeinflussen
Wichtige Fragen für die Methode
- Wurde der Ablauf der Methode ausreichend erklärt?
- Ist genügend Zeit für alle Phasen eingeplant?
- Ist das Thema relevant und sinnvoll, um die Methode Zukunftswerkstatt umzusetzen?
- Sind die Rollen in den Gruppen klar verteilt, damit alle mitarbeiten können?
- Werden Ergebnisse dokumentiert?
Unterstützungsmöglichkeiten
- Lehrkraft stellt Leitfragen, die die Schüler*innen ermutigen, sich konstruktiv und offen zu äußern
- Lehrkraft stellt die Kritikpunkte übersichtlich in einer Visualisierung, wie einer Mindmap, dar
- Es können durch anonymes Brainstorming Kritikpunkte auf Zetteln gesammelt werden
- Lehrkraft ermutigt Schüler*innen bei der Ideenfindung und kann durch Impulsfragen bei Hemmungen eingreifen
- Differenzierte Aufgaben können leistungsschwächere Schüler*innen unterstützen und leistungsstarke Schüler*innen stärken
Praxisbeispiel
GPG in der 9. Klasse an einer Mittelschule
Im Fach GPG erarbeiten die Schüler*innen Konzepte zur Verbesserung des Schulklimas.
Vorbereitung:
Die Lehrkraft erklärt den Schüler*innen die Methode der Zukunftswerkstatt: unter anderem den Ablauf und die Verhaltensregeln. Das Thema „Wie können wir das Schulklima verbessern?“ wird anschließend festgelegt. Die Materialien: Moderationskarten und Plakate werden bereitgestellt. Die Klasse wird dann in vier Arbeitsgruppen aufgeteilt, die die drei Phasen durchlaufen:
Durchführung:
Kritikphase: Die Gruppen diskutieren und notieren Aspekte, die das Schulklima negativ beeinflussen, wie mangelnde Sauberkeit, fehlende Freizeitangebote. Diese Argumente werden zusammen in der Klasse besprochen.
Fantasiephase: Die Gruppen entwerfen Ideen, wie ein Schulgarten mit Ruheoasen, regelmäßige Projekttage, ein Schüler*innencafé. Die Ideen werden gesammelt und in der Klasse präsentiert.
Realisierungsphase: Die Gruppen wählen aus der Fantasiephase realisierbare Vorschläge aus und erarbeiten realisierbare Umsetzungskonzepte heraus, wie eine Einführung eines monatlichen „Sauberkeitstages“, eine Einrichtung eines Schüler*innencafés. Die Pläne werden im Plenum diskutiert.
Abschluss:
Die Gruppen stellen ihre Ergebnisse vor. In der darauffolgenden Feedbackrunde werden die Vorschläge bewertet. Die Lehrkraft moderiert die Runde. Ein anschließender Maßnahmenkatalog wird erstellt, der der Verbesserung des Schulklimas dient.
(mithilfe von ChatGPT)
Podcast by NotebookLM®
Klingt nach Science-Fiction, ist es auch ein bisschen – die Zukunftswerkstatt:
Quellen
Mattes, W. (2011). Methoden für den Unterricht Kompakte Übersichten für Lehrende und Lernende. Braunschweig: Schöningh Verlag.
Gugel, G. (2011). 2000 Methoden für Schule und Lehrerbildung: Das Große Methoden-Manual für aktivierenden Unterricht: Beltz.
Peterßen, W. H. (1999). Kleines Methoden-Lexikon. München: Oldenbourg.
Meyer, H., & Junghans, C. (2021). Unterrichtsmethoden II: Praxisband (17., komplett überarb. Neuaufl.): Cornelsen.
Reich, K. (Hg.): Methodenpool. In: url: https://www.uni-koeln.de/hf/konstrukt/didaktik/zukunft/frameset_zukunft.html
https://lehrerfortbildung-bw.de/u_gestaltlehrlern/projekte/cm/zukunftswerkstatt/
https://www.schulentwicklung.nrw.de/cms/upload/methodensammlung/pdf/126_Zukunftswerkstatt.pdf
ChatGPT
Bild: Chat GPT