Definition
„Die Diskussion ist ein kontrovers geführtes Gespräch in der Klasse, das nach vereinbarten Gesprächsregeln verläuft.“
(Mattes, 2011, S.110)
Kurzbeschreibung
Die Diskussion ist eine dialogische Methode, bei der die Schüler*innen ihre Meinungen und Argumente zu einem bestimmten Thema austauschen. Es gibt mehrere Diskussionsformen, wie beispielsweise die Pro-Kontra-Debatte oder die Fishbowl-Diskussion. Es kommen in einem geregelten Rahmen unterschiedliche Standpunkte zur Sprache. Die Diskussion fördert kritisches Denken, das Verständnis verschiedener Ansichten und die Fähigkeit, eigene Positionen zu vertreten und zu begründen. Die Lehrkraft moderiert den Austausch und sorgt für einen respektvollen, strukturierten und zielgerichteten Ablauf. Die Methode kann entweder zu Beginn als kurzer Meinungsaustausch oder am Ende des Lernprozesses/Erarbeitungsprozesses stattfinden.
Ziele der Methode
- Zu Beginn und in der Vorbereitung auf die Methode lernen die Schüler*innen, ihre eigene Meinung zu entwickeln und in der Diskussion zu formulieren und zu vertreten.
- Schüler*innen lernen, andere Meinungen zu akzeptieren, zu tolerieren und andere Sichtweisen nachvollziehen zu können.
- Eine kritische Auseinandersetzung mit einem vorgegebenen Thema und die Stärkung der eigenen Kommunikations- und Argumentationsfähigkeit sind wesentliche Ziele dieser Methode.
- Einen Streit sachlich und mit Worten lösen statt mit Gewalt.
(vgl. Mattes, 2011, S.110f)
Ablauf
Vorbereitung:
Die Lehrkraft entscheidet sich für eine Fragestellung oder ein Thema, das für alle verständlich und diskussionswürdig ist. Die Diskussionsregeln werden klar und deutlich vorgestellt oder wiederholt. Nach der Klärung des allgemeinen Umgangs miteinander formuliert die Lehrkraft die Fragestellung oder das Thema der Klasse. Je nach Komplexität und bestehendem Vorwissen muss den Schüler*innen eine Vorbereitung zur (eigenen) Meinungsbildung ermöglicht werden. Vorbereitete Texte, Bilder oder digitale Möglichkeiten können hierbei helfen.
Durchführung:
Optional können vor der ersten Wortmeldung verschiedene Rollen wie beispielsweise Diskussionsleiter*in, Zeitwächter*in oder Protokollant*in festgelegt werden. Die Schüler*innen äußern abwechselnd ihre Argumente und Meinungen. Diese entstehende Diskussion kann in verschiedenen Formen wie als offene Diskussion, Pro-Contra-Debatte oder Podiumsdiskussion geführt werden. Der/Die Diskussionsleiter*in ist dafür zuständig, dass zielgerichtet zur Thematik diskutiert wird, und sollte dies immer wieder betonen. Die Lehrkraft hilft der Diskussion mit den nötigen Impulsen (wie beispielsweise Bildern, Grafiken …). Die Argumente können und sollten mitgeschrieben werden, um den Überblick über den aktuellen Diskussionsstand zu bewahren.
Abschluss:
Nach dem Meinungsaustausch finden eine gemeinsame Zusammenfassung und Reflexion statt. Hauptargumente, Auffälligkeiten und Unklarheiten werden geklärt. Die Zusammenfassung ist eine Art Resümee des Gesagten und soll neutral die wichtigsten Argumente beinhalten.
Ablaufstrahl
Materialien
- Texte, Arbeitsblätter, Material zur Thematik
- Tafel oder Visualisierungsmöglichkeit
- Checklisten
- Papier
- Timer/Sanduhr
- Stifte
- evtl. Timer
Dauer
Vorbereitungszeit: Je nach Altersstufe, Gruppengröße und Thema ca. 5–20 Minuten
Durchführungszeit: Je nach Altersstufe, Gruppengröße und Thema ca. 15–45 Minuten
Einsatzmöglichkeiten
Alter: universell einsetzbar
Fächer: universell einsetzbar
Gruppengröße: für alle Gruppengrößen geeignet
Vorteile
- Diskussion fördert die Entwicklung der eigenen Meinungsbildung und deren Artikulation.
- Das kritische Denken und die Kommunikations-/Argumentationskompetenz werden gestärkt.
- Empathie, Akzeptieren und Tolerieren anderer Sichtweisen und Meinungen werden gefördert und trainiert.
- Lernen, dass Streit auch sachlich und mit Worten statt mit Gewalt gelöst werden kann.
(vgl. Mattes, 2011, S.110)
Nachteile/Herausforderungen
- Gefahr, dass Einzelne die Diskussion dominieren und deshalb nicht alle zu Wort kommen.
- Ein unfaires Diskussionsverhalten kann entstehen (durch beispielsweise Anschreien oder Beleidigungen).
- Die Diskussion kann vom Thema abweichen, wenn keine klare Struktur (vor-)gegeben ist.
(vgl. Mattes, 2011, S.111)
Wichtige Fragen für die Methode
- Ist das Thema klar und verständlich formuliert und eignet es sich für eine Diskussion?
- Werden alle Meinungen respektvoll gehört und akzeptiert?
- Gibt es eine klare Struktur innerhalb der Diskussion?
- Was ist das Ziel der Diskussion? / Wo führt die Diskussion hin?
Unterstützungsmöglichkeiten
- Aktuelle und für Schüler*innen relevante Themen helfen, die Diskussion anzuregen
- Viele Materialien müssen vorher mit viel eingeplanter Zeit vorbereitet werden
- Diskussionsleiter können bei stockender Diskussion gezielt eingreifen, nicht angesprochene Themen ansprechen und individuell auf bisher gesagte Antworten eingehen
- Klare Kommunikationsregeln wie beispielsweise „Ja, da hast du recht, aber… Nein, ich bin dahingehend anderer Meinung“ im Vorfeld festlegen, damit ein respektvoller und konstruktiver Austausch entstehen kann
- Visualisierungen, wie Tafeln, Onlinebilder oder Grafiken, können Argumente unterstützen oder widerlegen
- Vorher recherchierte Zitate helfen, die Diskussion aufrechtzuerhalten
(mithilfe von ChatGPT)
Praxisbeispiel
In der 7. Klasse an einem Gymnasium:
Thema: „Sollte das Schulfach Geschichte stärker auf lokale Geschichte fokussieren?"
Vorbereitung:
Entscheidung über die Fragestellung:
Die Lehrkraft wählt das Thema „Lokale Geschichte im Geschichtsunterricht" aus, da es für die Schüler*innen sowohl relevant als auch diskussionswürdig ist.
Klärung der Diskussionsregeln:
Zuhören, ohne zu unterbrechen.
Persönliche Angriffe vermeiden.
Aufeinander eingehen und Argumente klar formulieren.
Vorbereitung der Schüler*innen:
Die Klasse erhält vorab Material:
- Einen Artikel über die Bedeutung lokaler Geschichte.
- - Eine Infografik zur Verteilung von Unterrichtsthemen im Fach Geschichte.
- Ein kurzes Video, das die Vorteile von lokalem Wissen beleuchtet.
Die Schüler*innen sollen sich vorab Gedanken über ihre Meinung und mögliche Argumente machen.
Durchführung:
Zuweisung von Rollen:
Diskussionsleiter*in: Hannah, verantwortlich für die Steuerung.
Zeitwächter*in: Jonas, achtet auf Redezeiten (max. 2 Minuten pro Beitrag).
Protokollant*in: Lea notiert die wichtigsten Argumente.
Diskussionsbeginn:
Die Lehrkraft eröffnet mit der Fragestellung:
"Sollten wir im Geschichtsunterricht stärker auf unsere lokale Geschichte eingehen?"
Pro-Argumente (Schüler*innen A, C):
Lokale Geschichte macht das Fach anschaulicher.
Sie fördert die Identifikation mit der Region.
Schüler*innen lernen, wie nationale Geschichte sich lokal auswirkt.
Gegenargumente (Schüler*innen B, D):
Zu viel Fokus auf Lokalgeschichte könnte wichtigere, globale Themen verdrängen.
Der Nutzen für das Allgemeinwissen ist begrenzt.
Der Diskussionsleiter sorgt für einen geordneten Ablauf, die Lehrkraft gibt bei Bedarf Impulse (z. B. „Wie könnte man beide Perspektiven vereinen?“).
Visualisierung:
Lea notiert die Argumente in einer PPro-und-Contra-Tabelle an der Tafel oder in einer digitalen Präsentation.
Abschluss:
Zusammenfassung:
Die Protokollantin fasst die Hauptargumente zusammen:
Pro: Relevanz und Anschaulichkeit.
Contra: Verdrängung globaler Themen.
Reflexion:
Die Klasse diskutiert kurz, wie man lokale Geschichte sinnvoll in den Unterricht integrieren könnte, ohne andere Themen zu vernachlässigen.
Resümee der Lehrkraft:
Die Lehrkraft schließt mit einem neutralen Überblick ab und lobt die Schüler*innen für ihre aktive Teilnahme.
(mithilfe von ChatGPT)
Podcast by NotebookLM®
Wie kann man die Methode Diskussion im Unterricht gezielt und bewusst einsetzen? Das Wichtigste über die Methode Diskussion gibt's hier:
Quellen
Mattes, W. (2011). Methoden für den Unterricht Kompakte Übersichten für Lehrende und Lernende. Braunschweig: Schöningh Verlag.
http://www.riepel.net/methoden/Diskussion.pdf
ChatGPT