Definition
„Plenumsunterricht ist ein zumeist thematisch orientierter und überwiegend sprachlich vermittelter Unterricht, in dem der Lernverband (die Klasse/der Kurs) gemeinsam unterrichtet wird und in dem die Lehrperson – zumindest dem Anspruch nach – die Arbeits- und Interaktionsprozesse der Schüler*innen steuert und kontrolliert.“
(Meyer & Junghans, 2021, S.378)
Kurzbeschreibung
Beim Einsatz dieser Methode dominiert die Lehrkraft den Unterricht, indem er/sie frontal der Klasse systematisch im Vortragsstil den Lehrstoff vermittelt. Folgende Darbietungsformen stehen dabei im Vordergrund: „Vortragen, Vorlesen, Vorführen, Demonstrieren, Erklären durch Veranschaulichen, Referat, Lehrgespräch usw.“ (https://homepage.univie.ac.at/christian.sitte/FD/artikel/Frontalunterricht.htm)
Frontal-/Plenumsunterricht wird häufig eingesetzt, um Inhalte strukturiert, zeitsparend und einheitlich zu präsentieren. In diese Methode können gezielt Fragen gestellt oder kleine Interaktionen eingebaut werden.
Steckbrief nach Hilbert Meyer:
- Die Lehrkraft versucht, die Schüler*innen am Unterricht zu beteiligen, übernimmt aber die Aufgaben der Steuerung, Kontrolle und Leistungsbewertung.
- Der Unterrichtsinhalt wird hauptsächlich sprachlich vermittelt.
- Andere kooperative Methoden werden selten zugelassen – der Fokus liegt auf der Lehrkraft und auf der Tafel, dem Heft oder dem Schulbuch.
- Es werden Wiederholungs-, Übungs- und Anwendungsphasen für die Sicherung des Wissens durchgeführt.
- Als Medien werden Tafel, Whiteboard, Bilder oder Skizzen zur Visualisierung verwendet.
- Wichtige Handlungsmuster sind das gelenkte Unterrichtsgespräch, der Lehrervortrag, Tafel- und Textarbeit und Präsentationen.
- Die Lernprozesse werden durch Klausuren, Klassenarbeiten oder Selbstbeurteilungsinstrumente überprüft.
- Es kann Feedback der Schüler*innen eingeholt werden, ist aber nicht gewöhnlich.
(Meyer & Junghans, 2021, S.379)
·
Ziele der Methode
- Effiziente, strukturierte Vermittlung des Inhalts.
- Schüler*innen sind auf dem gleichen inhaltlichen Stand.
- Der Grundstein einer gelungenen, zeiteffizienten Vorbereitung und Hinführung zu anderen Lernformen.
- Kontrolle des Unterrichtsgeschehens durch die Lehrkraft.
Ablauf
Vorbereitung:
Die Lehrkraft strukturiert den Inhalt in verständliche und übersichtliche Einheiten. Anschließend werden Visualisierungen erstellt, beispielsweise Diagramme, Präsentationen und Tafelbilder, die später verwendet werden können. Benötigte Materialien, wie Arbeitsblätter oder Medien, werden bereitgestellt.
Durchführung:
Ein Impuls, eine Frage oder Problemstellung wird als Einführung durchgeführt. Die Lehrkraft erklärt, demonstriert oder präsentiert Inhalte, unterstützt durch die vorher erstellten visuellen Hilfsmittel. Daraufhin folgt eine kurze Interaktion der Schüler*innen oder eine gemeinsame kurze Diskussion, um mit der Klasse den Austausch bezüglich der Thematik zu suchen und um Verständnisschwierigkeiten zu lösen. Die Lehrkraft fasst anschließend die Ergebnisse zusammen und leitet eine nächste Unterrichtsphase, die Übungs- oder Reflexionsphase, ein.
Abschluss:
Es wird eine Reflexion oder Kontrolle des Gelernten durchgeführt. Reflexionsbögen oder kurze Wiederholungsmethoden eignen sich für diese Phase. (Danach kann ein Übergang in die nächste Phase, der weiteren/intensiveren Vertiefung der Thematik, stattfinden.)
Ablaufstrahl
Materialien
-
Tafel, Whiteboard
-
Beamer oder andere Präsentationsmedien
-
Bilder, Videos und Modelle
-
Arbeitsblätter, Hefte oder Materialien zur Sicherung des Wissens
Dauer
Vorbereitungszeit: Je nach Komplexität der Inhalte ca. 10-60 Minuten
Durchführung: je nach Komplexität der Inhalte ca. 10-45 Minuten pro Phase
Abschlusszeit/Nachbereitung: je nach Komplexität der Inhalte ca. 5-15 Minuten
Einsatzmöglichkeiten
Alter: universell einsetzbar
Fächer: universell einsetzbar
Gruppengröße: für alle Gruppengrößen geeignet
Vorteile
- Klare Struktur durch die Kontrolle der Lehrkraft über den Ablauf und das Tempo.
- Effiziente Wissensvermittlung bei umfangreichen und komplexen Themen.
- Leicht kombinierbar mit anderen Methoden und dadurch flexibel einsetzbar.
- Ein einheitlicher Informationsstand wird ermöglicht.
Nachteile/Herausforderungen
- Wenig Beteiligungsmöglichkeiten der Schüler*innen am Unterrichtsgeschehen.
- Gefahr von Konzentrationsverlust und Langeweile.
- Abhängigkeit von der Lehrkraft wird höher.
- Geringe Förderung von Kreativität und Eigenständigkeit.
Wichtige Fragen für die Methode
- Sind die Inhalte klar strukturiert und verständlich dargestellt?
- Sind visuelle Hilfsmittel oder Medien unterstützend integriert?
- Wurde die Aufmerksamkeitsspanne der Schüler*innen berücksichtigt?
- Wie wird die Aktivierung der Schüler*innen sichergestellt?
- Welche Maßnahmen zur Verständnisprüfung und Ergebnissicherung sind eingeplant?
Unterstützungsmöglichkeiten
- Lernziel und die Relevanz des Themas zu Beginn klar formulieren, damit Transparenz entsteht
- Unterricht in klaren Phasen strukturiert gliedern und den roten Faden sichtbar machen
- Visuelle Unterstützung durch Tafel, Whiteboard oder andere digitale Tools hilft der Anschaulichkeit
- Gezielte, aktivierende Impulse durch Fragen oder Denkanstöße geben, um Aufmerksamkeit zu wecken
- Der Einsatz von Medien wie Videos, Audioaufnahmen oder interaktiven Tools hat eine motivationsfördernde Wirkung
- Klare Sprache und Sprechtempo, Körpersprache und Blickkontakt sind entscheidend für aktives Zuhören
- Rückmeldungen und Miteinbeziehen anderer Meinungen
- Bezug zur (realen) Lebenswelt und Praxisbezug herstellen
(mithilfe von ChatGPT)
Praxisbeispiel
Geschichte in der 9. Klasse an einer Realschule.
Thema: Das Thema Ursachen des Ersten Weltkriegs wird behandelt.
Vorbereitung:
Die Lehrkraft strukturiert den Inhalt zum Thema in übersichtliche (Unter‑)Einheiten:
- Politische Bündnisse in Europa
- Imperialismus und Nationalismus
- Attentat von Sarajevo
Es werden folgende Materialien zur Visualisierung im Vorfeld vorbereitet:
Eine PowerPoint-Präsentation mit Karten, Bildern und Schaubildern zur politischen Lage um 1914
Ein Diagramm zur Bündnissystematik (z. B. Dreibund und Triple Entente)
Ein Tafelbild zur Zusammenfassung der Hauptursachen
Die Arbeitsblätter mit Fragen und Aufgaben zur Festigung des Gelernten werden kopiert und bereitgestellt.
Durchführung:
Die Lehrkraft eröffnet die Stunde mit einer Leitfrage: „Wie konnte es dazu kommen, dass der Erste Weltkrieg begann?“
Es wird eine Karte Europas von 1914 gezeigt, auf der die politischen Bündnisse markiert sind.
Die Lehrkraft erklärt Schritt für Schritt die zentralen Ursachen, die zum Ersten Weltkrieg geführt haben:
- Bündnissysteme: Mit der Karte und einem Diagramm werden der Dreibund (Deutschland, Österreich-Ungarn, Italien) sowie die Triple Entente (Frankreich, Russland, Großbritannien) erklärt.
- Imperialismus und Nationalismus: Bilder von Kolonialmächten und Beispiele nationalistischer Propaganda werden gezeigt und erläutert.
- Attentat von Sarajevo: Das Ereignis wird anhand eines kurzen historischen Films oder einer Schilderung dargestellt.
Während der Erklärung stellt die Lehrkraft kurze Verständnisfragen an die Klasse:
- „Warum haben sich die Bündnissysteme entwickelt?“
- „Welche Interessen standen hinter dem Imperialismus?“
Mögliche Verbindungen zwischen den Ursachen werden hergestellt: Dabei stellt die Lehrkraft eine Frage: „Wie hängen Bündnissysteme und Nationalismus zusammen?“
Die Schüler*innen tauschen sich aus, die Lehrkraft greift wichtige genannte Punkte auf.
Anschließend fasst sie die Ursachen übersichtlich an der Tafel zusammen:
- Bündnissysteme
- Imperialismus
- Nationalismus
- Das Attentat als „Auslöser“
Abschluss:
Die Schüler*innen erhalten ein Arbeitsblatt mit kurzen Fragen, z. B.:
- „Nenne die wichtigsten Bündnisse vor dem Ersten Weltkrieg.“
- „Erkläre den Zusammenhang zwischen Nationalismus und Kriegsausbruch.“
Die Lehrkraft setzt als kurze mündliche Wiederholung mit der Klasse die Methode Blitzlicht ein, um zu erfahren, was besonders verständlich oder unklar war.
(mithilfe von ChatGPT)
Podcast by NotebookLM®
Die alte Schule – Frontalunterricht – die älteste Methode überhaupt. Warum der Einsatz dieser Methode aber so sinnvoll ist, erfahrt ihr hier:
Quellen
Peterßen, W. H. (1999). Kleines Methoden-Lexikon. München: Oldenbourg.
Reich, K. (Hg.): Methodenpool. In: url: https://www.uni-koeln.de/hf/konstrukt/didaktik/vortrag/frameset_vortrag.html
Jürgen Wiechmann ( 1999). Zwölf Unterrichtmethoden- Vielfalt für die Praxis. Basel: Beltz.
https://homepage.univie.ac.at/christian.sitte/FD/artikel/Frontalunterricht.htm
Manfred Bönsch(2000). Variable Lernwege – Ein Lehrbuch der Unterrichtsmethoden. 3.Auflage, Paderborn- München-Wien- Zürich: Ferdinand Schöningh.
ChatGPT
Bild: ChatGPT