Definition
„Mit dem Begriff Gruppenpuzzle (jigsaw) wird eine kooperative Lernform bezeichnet, bei der ein vorliegender oder von der Moderatorin bzw. dem Moderator hergestellter Lehrtext in mehreren Etappen in jeweils neu zusammengesetzten Kleingruppen kooperativ, das heißt im Modus gegenseitigen Lehrens und Lernens, bearbeitet wird.“
(Meyer & Junghans, 2021, S.332)
Kurzbeschreibung
Der intensive kommunikative Austausch und das Gesamtwissen fließen in dieser Methode zusammen. Die Lernenden werden bei dieser Methode in kleine Gruppen, sogenannte Stammgruppen, eingeteilt und erhalten verschiedene Teilthemen, die sie in Expertengruppen erarbeiten. Nach dem Austausch in den Expertengruppen kommen die Schüler*innen zu ihren Stammgruppen zurück und kommunizieren den anderen das zuvor Erlernte.
Ziele der Methode
- Förderung der Verantwortung im eigenen Lernprozess und den der anderen
- Jede/r muss einen eigenen Beitrag zu einem erfolgreichen Wissenserwerb leisten.
- Sparen der Zeit im Lernprozess: „Komplexe fachliche Inhalte werden auf vergleichsweise zeitökonomische Art erarbeitet.“ (Mattes, 2011, S.81)
- Soziale Kompetenzen werden durch kooperativen Austausch gefördert
(vgl.Mattes, 2011, S.81f)
Ablauf
Vorbereitung:
Wichtig vor dem Einsatz dieser Methode ist die Kenntnis über die Einteilung des Inhalts in Unterthemen. Die Lehrkraft oder eine ausgewählte Moderationsleitung kommuniziert das Ziel und die Spielregeln des Gruppenpuzzles und formuliert einige Hinweise zur Einordnung und Aktivierung des Vorwissens.
(vgl.Meyer & Junghans, 2021, S.333)
Durchführung:
Die Klasse wird in Kleingruppen, sogenannte Stammgruppen, aufgeteilt. Jedes Mitglied der Stammgruppe kommt anschließend in eine Expertengruppe, in der jeweils unterschiedliche Aufgaben(blätter)/Aufträge bearbeitet werden. Anschließend kommen sie in ihre Stammgruppen zurück und die Ergebnisse/Erkenntnisse der jeweiligen Expertengruppen werden den anderen mitgeteilt. Das Gesamtthema wird durch den kommunikativen Austausch mit den Erkenntnissen der Expertengruppen, die an unterschiedlichen Unterthemen gearbeitet haben, vielfältig abgedeckt.
Abschluss/Reflexion:
Die Gruppen (entweder Stamm- oder Expertengruppe) besprechen das erarbeitete (Unter‑)Thema im Plenum, um noch offene Fragen und Missverständnisse oder Unklarheiten zu klären. In dieser Phase können Ergebnisse zusammengetragen und von der Lehrkraft ergänzt werden.
(vgl. Mattes, 2011, S.80f)
Ablaufstrahl
Materialien
- Texte und Arbeitsblätter (zu den Unterthemen)
- Stifte
- evtl. Visualisierung der Arbeitsanweisungen (für die Gruppenarbeit)
- Plakate
- Timer
- Checklisten
- Ordner/Mappen
Dauer
Vorbereitungszeit: ca. 5–10 Minuten
Durchführungszeit: Je nach Altersstufe, Klassenstärke und Gruppengröße ca. 30–90 Minuten
Einsatzmöglichkeiten
Alter: universell einsetzbar
Fächer: universell einsetzbar
Gruppengröße: für alle Gruppengrößen geeignet
Vorteile
-
Stärkung des selbstständigen und kooperativen Lernens
-
Förderung des Verantwortungsbewusstseins (für den eigenen Lernprozess und den der anderen) und der Kommunikationsfähigkeit
-
Anwendungsbezogenes Lernen, da die Schüler*innen die Einfachheit in der späteren Erklärung im Blick haben müssen
-
Zeitaufwand der Wissensaneignung wird reduziert (gutes Zeitmanagement im Lernprozess)
(vgl. Mattes, 2011, S.81)
Nachteile/Herausforderungen
-
Sehr zeitintensiv
-
Gefahr durch die ungleichmäßige Beteiligung innerhalb der Gruppen: Wenn ein Gruppenmitglied nicht mitmacht, werden andere deshalb benachteiligt
-
Klare Struktur und Koordination von Seiten der Lehrkraft nötig
Um eine Reibungslosigkeit zu gewährleisten, eignen sich Nummernkarten, um eine schnelle Gruppeneinteilung durchzuführen
Wichtige Fragen für die Methode
- Sind die Aufgabenstellung und die Ziele (der Methode) klar und deutlich kommuniziert worden? (Wurde der Ablauf der Methode verstanden?)
- Haben die Schüler*innen genug Vorinformationen und Hintergrundwissen, um die Themen sinnvoll zu erarbeiten?
- Sind die Schüler*innen fähig, die Ergebnisse ihrer Stammgruppe verständlich vorzustellen?
- Bietet die Lehrkraft genug Unterstützung bei Verständnisschwierigkeiten und Unklarheiten?
Unterstützungsmöglichkeiten
- Der Ablauf, besonders der Wechsel zwischen den Gruppen und das Ziel des Austauschs, muss jedem klar sein
- Die Gruppenzusammensetzung muss nach Kriterien erfolgen. Eine Leistungsheterogenität oder ein Themeninteresse sind wichtig, damit sich die Gruppen gegenseitig ergänzen können und das Gruppenpuzzle noch produktiver wird
- Mögliche Erstellung von Unterthemen, die jedem Mitglied zugeteilt werden, sorgt für mehr Partizipation
- Die Lehrkraft ermutigt die Schüler*innen durch positive Verstärkung in Form von Lob und beantwortet Fragen
- Fragen, wie „Warum ist das besonders wichtig für das (Haupt)thema?“ können bei der tiefgehenden Analyse helfen
- Fragen wie „Was ist der wichtigste Punkt, den andere verstehen müssen?“ und „Hat einer von euch dazu eine andere Meinung?“ führen zu Reflexion und Kommunikation
(mithilfe von ChatGPT)
Praxisbeispiel
Geografie in der 4. Klasse an einer Grundschule:
Thema: Das Thema Kontinente der Erde wird behandelt.
Vorbereitung:
Das Thema „Kontinente der Erde“ wird in 6 Unterthemen aufgeteilt: Asien, Afrika, Australien und Ozeanien, Amerika, Europa und Antarktis. Die Lehrkraft erstellt für jedes Unterthema ein Aufgabenblatt und wichtige Materialien (die Informationsbeschaffung kann bei älteren Klassen selbstständig durchgeführt werden). Sie erklärt den Ablauf und die Regeln der Methode: „Ihr werdet heute als Expert*innen arbeiten und dann mit den anderen euer Wissen teilen …“. Die Stammgruppen werden dann beispielsweise durch Ziehen von Nummernkarten zufällig eingeteilt.
Durchführung:
Die Schüler*innen entscheiden in den Stammgruppen, welches Unterthema sie bearbeiten wollen. Beispielsweise läuft dies so ab: „Ach so, du willst Europa machen, dann mache ich Amerika.“ Bei Uneinigkeit kann durch Losverfahren oder „Schere Stein Papier“ ausgespielt werden. Danach verlassen sie ihre Stammgruppen und besprechen/bearbeiten das ausgewählte Unterthema in den Expertengruppen. Es wird hier eine kurze Präsentation zum jeweiligen Kontinent vorbereitet.
Nach der Bearbeitung der Arbeitsblätter und Präsentationen der Kontinente gehen die Schüler*innen wieder zurück in die Stammgruppe und präsentieren den Mitschüler*innen ihre Ergebnisse.
Abschluss:
Der Ablauf und Schwierigkeiten bei der Durchführung der Methode werden besprochen: „Was hat gut funktioniert und was ist euch schwergefallen?“ Unklarheiten und Fragen werden dann ebenfalls geklärt: „Haben euch die Gruppen geholfen, die Kontinente besser zu verstehen? Habt ihr etwas nicht verstanden?“
(mithilfe von ChatGPT)
Podcast by NotebookLM®
Es wird hier nicht in einer Gruppe Puzzle gespielt – so viel schon mal vorweg – das Wichtigste über die Methode hört ihr hier:
Quellen